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Gedicht- und Textbeschreibungen


Gedichtbeschreibung zu „Weil du nicht da bist“

In Mascha Kalékos Gedicht „Weil du nicht da bist“ geht es um eine Frau, die ihrem Liebsten nachtrauert. Das Gedicht wurde 1998 von Gisela Zoch-Wetsphal herausgegeben und entstand zwischen 1921 bis 1975. Wie man aus dem Titel schon erfährt, ist für das lyrische Ich ohne ihren Liebsten alles sinnlos und vergeblich. „Der Rosen Duft vergebliches Bemühen“ (Z6).
Das lyrische Ich scheint sehr einsam und verträumt zu sein. „Weil du nicht da bist, sitze ich und schreibe all meine Einsamkeit auf dies Papier“ (Z1, 2). Sie trauert ihrem Liebsten nach, der sie aus einem unbekannten Grund verlassen hat und kann ohne ihn nicht mehr glücklich oder fröhlich sein. „Mein Lachen, Liebster, ist dir nachgereist. Weil du nicht da bist, ist mein Herz verwaist.“ (Z23, 24). Das lyrische Ich scheint auch seine sehr enge Bindung mit der fehlenden Person gehabt zu haben, denn sie könnten möglicherweise auch zusammen gewohnt haben, oder die Möbel gemeinsam ausgesucht haben. „Die Dinge um mich reden nur von dir“ (Z20). Die meiste Zeit scheint das lyrische Ich alleine in ihrem Zimmer verbracht zu haben, „Hier unterm Dach sitz ich beim Lampenschimmer…“ (Z13), und als sie versucht hat in der Stadt Ablenkung zu finden, kehrt sie doch eingeschüchtert in ihre Einsamkeit zurück. „… flücht ich mich ins Dunkel. Aus fremden Augen starrt die Stadt mich an mit grellem Licht und lärmenden Gefunkel …“ (Z9, 10, 11). Das Gedicht erstreckt sich im Frühlingszeitraum. Normalerweise die Zeit des Glückes und der Verliebtheit, doch das lyrische Ich empfindet diese Frühlingsschönheit nur als Ironie. „Die Maiennacht ruft laut. Doch nicht nach mir. […]. Der Rosen Duft vergebliches Bemühen, der Nachtigallen Liebesmelodie nur in Musik gesetzte Ironie.“ (Z4, 6, 7, 8). Ein wichtiger Gegenstand im Gedicht scheinen auch alte Briefe zu sein. Wahrscheinlich alte Liebesbriefe. Von ihnen ist am Ende des Gedichtes die Rede, wo das lyrische Ich am Höhepunkt ihrer Einsamkeit ankommt. „Weil du nicht da bist, blättre ich in Briefen und weck vergilbte Träume die schon schliefen.“ (Z21, 22)
In der ersten Strophe fasst das lyrische Ich seine Situation zusammen.
In der zweiten Strophe zeigt es seine Empfindungen der gegenüber ihrer Umwelt.
In der dritten Strophe erklärt das lyrische Ich, wie sie auf den Empfindungen der Stadt reagiert
In der vierten Strophe beschreibt es seine graue und trostlosen Gefühle.
In der fünften Strophe zeigt sie deutlich ihre intensive Sehnsucht nach dem Fehlenden.
In der sechsten Strophe sieht man eine Abkühlung der Gefühle und eine leichte Akzeptanz.
Im Gedicht wird sehr stark neben den äußeren Handlungen über Gefühle und Empfindungen des lyrischen Ich geredet. „Den Herbst im Herzen, Winter im Gemüt. November singt in mir sein graues Lied.“ (Z 14, 15)
Den Höhepunkt des Gedichtes liegt bei der fünften Strophe, in der es besonders deutlich wird, wie stark sie ihren Liebsten vermisst, und wie sie ihre Sehnsucht auf die umstehenden Gegenstände überträgt. „„Weil du nicht da bist“ rufen Wand und Schränke, … Und wenn ich endlich nicht mehr an dich denke, die Dinge um mich reden nur von dir.“ (Z17, 19, 20).
Im Gedicht allgemein geht es darum, wie das lyrische Ich versucht, über den Verlust ihres Geliebten hinwegzukommen. „Weil du nicht da bist, sitze ich und schreibe all meine Einsamkeit auf dies Blatt Papier.“ (Z 1, 2)
Die Erzählerperspektive liegt beim lyrischen Ich, welches nur von seiner Situation erzählt und dabei nicht auf die Sichtweisen anderer eingeht und auch nicht versucht, über den Grund des Verschwindens ihres Liebsten nachzudenken. Das lyrische Ich bleibt permanent auf ihrer mitleiderregenden Situation, ohne Rücksicht auf die Situationen anderer zu nehmen. „Weil du nicht da bist, flücht ich mich ins Dunkel.“ (Z9)
Die erste, zweite und fünfte Strophe sind im Kreuzreim geschrieben, die zweite und sechste im Paarreim, während alleine die vierte Strophe im umschließenden Reim geschrieben ist.
Die Einleitung erfüllt den Zweck, dem Leser eine gute Einsicht und eine Erklärung für die Situation des lyrischen Ich zu geben.
Der Schluss des Gedichtes soll eine endgültige Wirkung haben. „Weil du nicht da bist, ist mein Herz verwaist.“ (Z24)
Im Gedicht wird besonders oft der Nebensatz „Weil du nicht da bist“ wiederholt, welches auch der Titel ist. Um diesen Nebensatz handelt das ganze Gedicht, es ist der Grund und der Ursprung und auch die unänderbare Endgültigkeit, mit der sich das lyrische Ich auseinandersetzen muss. Als Stilmittel werden oft Methapern und noch öfter die Personifizierung verwendet. „Die Maiennacht ruft laut. […] Der Rosen Duft vergebliches Bemühen […] Aus fremden Augen starrt die Stadt mich an […] November sind in mir sein graues Lied.“ (Z4, 6, 10, 15).
Die Absicht der Autorin mit dem Gedicht „Weil du nicht da bist“ war wahrscheinlich den Lesern zu zeigen, wie stark die Einsamkeit und das Verlangen einer verlassenen Frau sein kann. Vielleicht ist es aber auch ein Appell an alle Männer, dass sie ihre Frauen nicht einfach verlassen sollten und auch Rücksicht auf ihre meist starken Gefühle nehmen sollen.
Das Gedicht wirkt stark emotional und zeugt von großem Verlangen und Sehnsucht. Trauer und Einsamkeit sind aber die Gefühle, die am stärksten anklingen.

Von Laura Bürg.